750
Schlacht bet
Trafalgar.
Krieg Preu-
ßens mit
England und
Schweden.
Er drang sogleich auf bestimmte Erklärungen und führte, ohne auf die
Unterhandlungen Oestreichs einzugehen, am 25. und 26. September eine
starke Armee über den Rhein. Die östreichische Hauptarmee von 120,000
Mann unter dem Erzherzoge Karl stand in Italien; zur Vertheidi-
gung des südlichen Deutschland war das schwächere Heer von 80,000 Mann
unter Mack bestimmt. Dieser nahm eine Stellung zwischen Ulm und
Memmingen und erwartete den Feind von Westen her; sah sich aber
plötzlich von Nordosten her bedroht. Napoleon hatte Baden, Wür-
temberg und Baiern in seine Bundesgenostenschast gezwungen und
ließ ein Armeecorps von 100,000 Mann durch die preußischen Fürsten-
thümec in Franken seinen Weg nach der Donau nehmen. So sah sich
Mack schon am 5. Oktober umgangen und suchte mit der Hauptarmee
Zuflucht in den Mauern von Ulm. Vergebens drangen die Generale,
namentlich der Erzherzog Ferdinand und der Fürst Schwarzen-
berg, in den Oberfeldherrn, die Armee durch einen raschen Ausmarsch
dem sonst unvermeidlichen Unglück der völligen Einschließung zu entzie-
hen. Der Erzherzog Ferdinand erklärte, daß er, um der Gefangenschaft
zu entgehen, versuchen werde, sich mit der Reiterei durchzuschlagen. Er
brach mit Schwarzenberg auf und gelangte, freilich nur mit den Trüm-
mern seiner tapfern Schaar, nach Böhmen. Der in Ulm eingeschlossene
Mack unterzeichnete eine Capitulation und übergab am 20. Oktober
1805 seine ganze Armee von 25,000 Mann als kriegsgefangen.
Die Reste der östreichischen Armee konnten den Siegeslauf Napo-
leons nicht hemmen und suchten das russische Heer zu erreichen. Dieses
war unter Kutusow bis Braunau am Inn vorgerückt und zog sich
jetzt nach Mähren zurück. Die Franzosen rückten in Wien ein und folg,
ten dann den Verbündeten nach Mähren. Bei dem Dorfe Austerlitz
kam es am 2. December 1805, am ersten Jahrestag von Napoleons
Kaiserkrönung, zur Schlacht. Drei Kaiser waren gegenwärtig, Franz Ii.
und Alexander I., für welche Kutusow die Reihen ordnete, und Napo-
leon, welcher den Sieg gewann. Der Kaiser Franz begab sich persön-
lich in das Lager Napoleons und erlangte unter harten Bedingungen
einen Waffenstillstand. Die Russen kehrten in ihre Heimath zurück.
Preußen, welches bereits im Begriff gewesen war, an dem Kriege
Theil zu nehmen, mußte das Bündniß mit Napoleon erneuern; es mußte
Neufchatel und Cleve an den französischen Kaiser, Ansbach an
Baiern abtreten und erhielt dagegen die hannöverschen Länder, die
Napoleon nach dem Rechte der Eroberung als sein Eigenthum betrach-
tete. Zwischen Napoleon und Franz Ii. wurde am 26. December 1805
der Friede zu Preßburg unterzeichnet. Oestreich verlor 1200quadrat-
meilen, die venetianischen Besitzungen, die Grafschaft Tyrol, die Fürsten-
thümer Brixen und Trident und seine schwäbischen Besitzungen. Auch
mußte der deutsche Kaiser den Königstitel, den die Kurfürsten von
Baiern und Würtemberg annehmen würden, anerkennen.
Die Engländer fanden wegen der Unfälle der dritten Koali-
tion einen Trost in dem großen Seesiege, welchen Nelson am
21. Oktober 1805 beim Cap Trafalgar zwischen Cadiz und der Meer-
enge von Gibraltar über die vereinigte französisch-spanische Flotte erfocht.
Der Sieg war theuer erkauft mit dem Leben des Admirals Nelson.
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Extrahierte Ortsnamen: England Schweden Rhein Italien Deutschland Ulm Memmingen Baden Baiern Donau Ulm Ulm Braunau Wien Napoleons Napoleons Brixen Baiern Cadiz
722
Napoleon un-
terwirft Ita-
lien 1796.
1796 drang Jourdan von der Lahn ans über Würzburg bis in
die Nähe von Regensburg; Moreau, Pichegrü's Nachfolger, über-
schwemmte Schwaben und Baiern; Bonaparte rückte an der Spitze
der italienischen Armee biß Trident vor. Die schwäbischen und fränki-
schen Reichsstände, Würtemberg, Baden, Bamberg und andere, erkauf-
ten mit ungeheuren Opfern Stillstand und die Erlaubniß, Friedensge-
sandte nach Paris schicken zu dürfen. Der Erzherzog Karl, der an
die Spitze der kaiserlichen Armee gestellt war, sah sich genöthigt, die
Bundestruppen, als er sie am meisten bedurfte, entwaffnen zu lasten.
Dennoch schlug er den von Bernadotte zu weit vorwärts geführten Flü-
gel der Jourdanschen Armee bei Teining, dann diese Armee selbst bei
Würz bürg, so daß die Geschlagenen in lvildec Flucht dem Rheine zu-
eilten. Moreau hatte den Kurfürsten von Baiern zu einem schmählichen
und kostbaren Waffenstillstand genöthigt, sah sich aber, in Folge der Un-
fälle Jourdans, von den Oestreichern im Rücken bedroht und trat einen
in der Geschichte der Kriegskunst berühmten Rückzug an.
In den meisten Staaten Italiens waren unter milden Herrschern
bedeutende Fortschritte zum Bessern geschehen. Die Grenze Italiens ge-
gen Frankreich gehörte dem Beherrscher von Savoyen und Piemont, der
sich seit 1718 König von Sardinien nannte. Der König Victor Ama-
deus Iii., der seit 1773 regierte, hatte sich ganz auf das Militäcwesen
geworfen und hatte sich dabei das Verfahren Friedrichs Ii. zum Muster
genommen. Dieses lange getriebene Soldatenspiel bestand seine Probe
schlecht, als es Ernst ward und die französischen Machthaber den König
Victor 1792 mit Krieg überzogen. Unter alten kraftlosen Generalen
und jungen, von Verachtung deß Feindes strotzenden Officieren verloren
die Piemontesen beim ersten Angriffe Nizza und Savoyen. Unter mör-
derischen Gefechten ging die Vertheidigungslinie der Alpen verloren, und
1795 gewann das republikanische Heer Boden auf der Südseite der Al-
pen. Aber die Unordnung, welche um diese Zeit in der republikanischen
Staatsverwaltung einriß, und der durch den Fall der Assignate herbei-
geführte Staatßbankrott entzog den Gewalthabern die Mittel, deren sie
zum Kriege bedurften, und brachte schreckliches Elend über das italieni-
sche Heer. Da erhielt im Frühjahr 1796 der Cocse Napoleon Bo-
naparte, der sich durch seine Heirath mit Jose ph inen, der von dem
Direktor Barras beschützten Wittwe deß Generals Beauharnais, mit
Barras befreundet harte, den Oberbefehl über das gegen die Oestreicher
und Piemontesen kämpfende Heer. Der Zustand desselben war kläglich;
Mangel an Verpflegung und Kleidung hatten die Bande der Zucht ge-
löst. Aber Napoleon verstand es, den französischen Krieger zu Großtha-
ten zu treiben. Ihm, dem sechs und zwanzigjährigen, gegenüber stand
der östreichische General Beaulieu, dessen sonstige Tüchtigkeit hohes
Alter geschwächt hatte. Bei Montenotte schlug Napoleon die Oest-
reicher, bei Mondovi die sardinische Armee. Der Muth des Königs
Victor Amadeus war gebrochen. Der König schloß einen Waffenstillstand
und bald nachher Frieden mit Frankreich. Er mußte den Bund
mit Oestreich aufgeben, den Franzosen die Festungen Alessandria,
Coni und Tor ton a einräumen und Savoyen und Nizza abtreten.
Millionen baaren Geldes mußten unter allerlei Benennungen erlegt werden.
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Extrahierte Personennamen: Napoleon Karl Karl Bernadotte Moreau Victor_Ama- Friedrichs Ernst Napoleon Napoleon General_Beaulieu Napoleon Mondovi Victor_Amadeus
Extrahierte Ortsnamen: Regensburg Baiern Würtemberg Baden Bamberg Paris Rheine Baiern Jourdans Italiens Italiens Frankreich Sardinien Friedrichs Nizza Frankreich Alessandria Nizza
77«
und Fürsten, die dem französischen Herrscher verbündet oder unterwürfig
waren, boten ihre Kriegsmannschast auf und setzten sie nach der Weichsel
hin in Bewegung. Am 9. Mai 1812 verließ Napoleon St. Cloud, um
sich zur Armee zu begeben. Seine Gemahlin begleitete ihn bis Dresden,
wo sich auch der Kaiser von Oestreich und der König von Preußen ein-
fanden. Von Dresden ging Napoleon nach Königsberg und von da an
die Grenze Litthauens zum Mittelpunkte seiner Armee. Die ganze Zahl
der für diesen Krieg aufgebotenen Truppen betrug 610,058 Mann; die
Hauptarmee allein zählte 400,000 Streiter, unter denen sich 80,000 Rei-
ter befanden. Der linke Flügel der Armee, größtentheils aus Preußen
und Polen unter Macdonalds Führung bestehend, berührte die Ge-
stade der Ostsee; der rechte, den daß östreichische Hülfsheer unter dem
Fürsten Schwarzenberg mit einem Corps Franzosen und Sachsen
bildete, stand am Bug.
Rußland war beim Ausbruche des Krieges noch mit England und
den Türken im Kriege und schloß mit beiden Staaten Frieden. Durch
das Eindringen Napoleons überrascht, befahl Alexander, daß die russi-
sche Armee sich rückwärts den aus dem Innern sich heranziehenden Trup-
pen nähern und eine Schlacht nicht eher, als biß sie vereint sein wür-
den, annehmen sollte. Der in Warschau versammelte Reichstag hatte
die Herstellung des Königreichs Polen beschlossen, und es war dieser
Beschluß von allen Polen mit grenzenloser Begeisterung aufgenommen
worden. Mau erwartele, daß Napoleon seine vielfachen Verheißungen
erfüllen und dadurch die Nationalkraft der Polen zum begeisterten Kampfe
gegen Rußland anregen werde. Aber Napoleon verweigerte die Wieder-
herstellung Polens, wie er sagte, aus Rücksicht auf den Kaiser von
Oestreich.
Beim Vorrücken Napoleons verließen die Russen unter Barclay
de Tollt) ihre Stellung bei Wilna und zogen sich hinter die Düna zu-
rück. Der russische Feldherr vermied sorgfältig jede Hauptschlacht, wäh-
rend er den Feind durch seine leichten Reiter erschöpfte und ihm eine
weit und breit verheerte Gegend preisgab. Beim weitern Vorrücken der
Franzosen wurde die Schwierigkeit der Kriegführung durch die Flucht
der öffentlich-eu Beamten, durch den Mangel an Lebensmitteln und Fou-
rage und durch unaufhörliche Regengüsse vermehrt. Der russische Feld-
marschall Barclay de Tolly zog sich immer weiter, bis nach Smolensk
zurück, in der Absicht, sich mit der südlich heranrückenden Armee des
Fürsten Bagration zu vereinigen. Smolensk wurde von den Rus-
sen vertheidigt, aber dann in der Nacht geräumt und den Franzosen als
Trümmerhaufe überlassen. Mit erstaunlicher Geschwindigkeit bewegte
das französische Heer in drei Colonnen sich vorwärts. Barclay vor ihm
her, unerschüttert in seiner Ueberzeugung, daß er keine Schlacht liefern
könne, ohne durch deren wahrscheinlichen Verlust Rußlands Schicksal
aufs Spiel zu setzen. Daß russische Volk und Heer beschuldigte aber
Barclay bald des Ungeschicks, dann der Feigheit und endlich des Verraths,
und der Kaiser hielt es für nothwendig, in so düsterer Zeit die Volks-
stimme zu berücksichtigen, und ernannte -zu Barclay's Nachfolger den
General Kutusow, einen gebornen Russen und Suwarow's Waffen-
gefährten, der im Heere eines großen Rufes genoß. Kutusow glaubte
die alte, fast heilig gehaltene Hauptstadt Moskau dem Feinde nicht
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Extrahierte Personennamen: Napoleon Oestreich Napoleon Schwarzenberg Napoleons Alexander Alexander Napoleon Napoleon Oestreich Napoleons Barclay Barclay Barclay Kutusow Kutusow
780
Auflösung des Rheinbundes und die Herstellung eines unabhängigen
Deutschlands. Die deutschen Fürsten wurden aufgefordert, die Waffen
gegen den gemeinsamen Feind zu ergreifen. Der Herzog von Meck-
lenburg-Schwerin, bald auch der Herzog von Anhalt-Dessau
schloffen sich den Alliirten an. Dagegen wies der König Friedrich
August von Sachsen die Einladung, die der König von Preußen an
ihn sandte, zurück und flüchtete sich über Regensburg nach Prag.
Napoleon hatte die großartigsten Rüstungen für den Wiederbeginn
des Krieges gemacht und mit 150,000 Mann erschien er gegen Ende
Aprils in Deutschland. Bei Groß-Görschen, in der Gegend von
Lützen, kam es am 2. Mai zur Schlacht. Der Kampf war hart und
blutig; die Verbündeten mußten aber zuletzt daß Schlachtfeld räumen
und zogen über Dresden in die Lausitz zurück. Am 8. Mai zog Napo-
leon in Dresden ein. Dahin kehrte auch, erschreckt durch Napoleons
Drohung, der König von Sachsen zurück, nachdem ec vergebens auf
eine Mittheilung deß wiener Hofes über die von demselben gefaßten Be-
schlüsse gewartet hatte. Am 20. und 21. Mai erfolgte die zweitägige
Schlacht bei Bautzen. Die Russen und Preußen zogen sich nach
Schlesien zurück, wo sie bei Schweidnitz eine feste Stellung nahmen.
Oestreich hatte sich noch für keinen von beiden Theilen entschieden,
suchte aber zur Vollendung der Rüstungen sich selbst und den Verbünde-
ten Zeit zu verschaffen. Es brachte deßhalb einen Waffenstillstand
in Vorschlag, und dieser wurde am 4. Juni in dem Dorfe Pläßwitz
bei Striegau auf einige Tage geschlossen, dann in dem Dorfe Poisch-
witz bei Jauer bis zum 20. Juli, später bis zum 10. August verlän-
gert, um der Friedenßunterhandlung, die während dieser Zeit zu Prag
begonnen werden sollte, Raum zu gewähren. Zu bedauern war es, daß
kurz vor dem Waffenstillstände Hamburg von einem französischen Heer-
haufen unter Davoust und Vandamme besetzt und von der ganzen
Rache der Franzosen getroffen worden war.
Als Napoleon die Anträge, welche Oestreich zur Herstellung des
Friedens machte, nicht annahm, erklärte Oestreich am 12. August sei-
nen Beitritt zu dem russisch-preußischen Bündniß und Krieg
gegen Frankreich. Der Beitritt Oestreichs verschaffte den Verbünde-
ten nicht bloß eine große Masse von Streitkräften, sondern auch eine
vorteilhafte Heeresstellung. Von drei Seiten zugleich, aus Böhmen,
aus Schlesien und aus Brandenburg sah sich nun Napoleon mit Angrif-
fen bedroht. Dem östreichischen Feldmarschall Fürsten Schwarzen-
berg übertrugen die verbündeten Monarchen den Oberbefehl, und bei
dem Hauptheere, welches sich in Böhmen versammelt hatte, blieben die
drei Monarchen persönlich anwesend. Dem Kronprinzen von Schwe-
den, der mit 25,000 Schweden von Pommern aus dem Hauptheere zu-
zog, waren auch Russen und Preußen untergeordnet. Daß schlesische,
aus Russen und Preußen bestehende Heer befehligte Blücher. Ein fran-
zösisches Corps, welches unter dem Marschall Oudinot gegen Berlin
vordrang, wurde am 23. August bei Groß-Beeren von den Preußen
geschlagen. Als der Marschall Ney abermals zur Eroberung der preußi-
schen Hauptstadt auszog, erlitt er am 6. September bei Dennewitz in
der Nähe von Jüterbock von den preußischen Generalen Bülow und
Tauenzien eine vollständige Niederlage. Aber ein Angriff der
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Extrahierte Personennamen: Friedrich Friedrich August Napoleon Napoleons Oestreich Jauer August Napoleon Oestreich August Napoleon Marschall_Oudinot August Bülow
Extrahierte Ortsnamen: Rheinbundes Deutschlands Meck- Sachsen Prag Deutschland Dresden Dresden Sachsen Bautzen Schweidnitz Dorfe_Pläßwitz Hamburg Frankreich Brandenburg Pommern Berlin Dennewitz
302
der Nähe von Ulm entfernt, Böhmen aber und die Erblande Oestreichs
von dem Stillstände ausgenommen werden sollten.
Nachdem sich so die Protestanten in dem entscheidenden Augenblicke
ihrer Mittel zur Vertheidigung begeben hatten, brach Maximilian mit
dem unter Tilly's (S. 133) Befehl stehenden ligistischen Heer von
26,000 Fußgängern und 3000 Reitern nach Ob er öftre ich auf und
nöthigte dessen Stände, dem Kaiser die bisher ver>veigerte Huldigung zu
leisten. Während Johann Georg mit 15,000 Sachsen in die Lausitz
vordrang und Bautzen besetzte, Spinola mit 20,000 Spaniern die
Kurpfalz unterwarf, wandte sich Maximilian nach Böhmen, vereinigte
sich mit den Regimentern des Kaisers und verfolgte unaufgehalten die
Straße nach Prag.
Auf der Höhe des weißen Berges vor Prag ordnete der Fürst
Christian von Anhalt das aus 20,000 Mann bestehende Heer der
Böhmen. Es war am 8. November 1620, an einem Sonntage, an
welchem durch ein seltsames Zusammentreffen in den Kirchen über die Worte
gepredigt wurde: Gebet dem Kaiser, was des Kaisers ist. Mittags 12 Uhr
begann die Schlacht, nach einer Stunde war sie für die Böhmen ver-
loren. Die Stellung derselben auf der Höhe war vortrefflich, die Führer
thaten ihre Schuldigkeit, aber der Mehrzahl des böhmischen Heeres fehlte
Selbstvertrauen, Einigkeit und Gehorsam. 4000 Böhmen bedeckten die
Walstatt, und mit nur 16 Reitern sprengte der alte Fürst von Anhalt
nach Prag. Noch war die Sache der Böhmen nicht rettungslos ver-
loren. In Pilsen stand Graf Ernst von Mansfeld mit 12,000 Mann,
8000 Ungarn näherten sich der böhmischen Hauptstadt, die Schlesier
zeigten sich nicht entmuthigt, die Bürgerschaft von Prag erbot sich zur
Vertheidigung der Mauern, und eine Belagerung hätte wegen der späten
Jahreszeit nicht lange und kräftig fortgesetzt werden können. Allein
Friedrich hatte Muth und Besonnenheit verloren. Er entfloh am folgen-
den Morgen nach Breslau, von da nach Berlin und von da nach Hol-
land zu Moritz von Oranien.
Am Tage nach der Schlacht hielt das Heer der Liga seinen Einzug
in Prag. Nach der Flucht Friedrichs unterwarfen sich wie Böhmen, so
auch Mähren und Schlesien. Länger als drei Monate nach der Schlacht
am weißen Berge blieb in Böhmen alles ruhig, und viele überließen sich
der Sorglosigkeit wegen der verunglückten Erhebung. Da wurden in
einer Nacht 48 der vornehmsten Häupter des Aufstandes verhaftet und
27 derselben nach einem höchst summarischen Proceß öffentlich hingerich-
tet. Mehr als 700 Edle wurden ihrer Güter beraubt. Die protestanti-
schen Geistlichen mußten das Land verlassen oder den Ritus der kgtholi-
schen Kirche wieder annehmen, sich von ihren Frauen lossagen und sich
einer Weihe durch den Erzbischof von Prag unterwerfen. Die Leitung
der Universität Prag wurde den Jesuiten übergeben und von diesen wur-
den Tausende zur katholischen Kirche zurückgeführt. Den Bürgern, welche
nicht katholisch werden wollten, wurden zwanzig bis dreißig Soldaten
ins Haus gelegt. Dreißigtausend Familien verließen Böhmen. Vom
Majestätsbrief löste der Kaiser mit eigner Hand das Siegel und zerschnitt
die Unterschriften. Der Trotz der Böhmen war gebrochen, aber auch der
freien Entfaltung und den geistigen Fortschritten des Landes von dem
eigenen Herrscher eine tiefe Wunde geschlagen. Wie in Böhmen so
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Extrahierte Personennamen: Maximilian Maximilian Johann_Georg Johann Maximilian Maximilian Christian_von_Anhalt Ernst_von_Mansfeld Ernst Friedrich_hatte_Muth Friedrich Moritz_von_Oranien Friedrichs
426
von Sachsen, Köln und Pfalz beitraten. Die östreichischen Länder
sollten getheilt und der Kaisertochrer nur Ungarn, die Niederlande
und Niederöstreich mit dem Herzogthum Kärntheü und Krain gelassen
werden.
Maria Theresia war durch Friedrichs Angriff überrascht worden.
Im Anfange deß Jahres 1741 zog der Feldmarschall von Neipperg,
ein erfahrener Feldherr aus Eugens Schule, bei Olmütz ein ansehn-
liches Heer zusammen. Bei Molwitz kam es zu eitler blutigen Schlacht,
in welcher die Preußen siegten. Die Erfolge Friedrichs förderten den
baierisch - französischen Eroberungsplan. Der Kurfürst von Baiern
begann am 31. Juli 1741 den Krieg gegen Oestreich durch Ueberrum-
pelung der Stadt Passau, rückte, durch ein französisches Heer verstärkt,
in Oestreich vor und ließ sich zu Linz huldigen. Der Kurfürst von
Sachsen und Körrig von Polen wollte auch an der großen Beute Theil
nehmen und sandte ein Heer nach Böhmen. Von allen Bürgen der
pragmatischen Sanction zeigte sich nur Georg Ii. von England in
seiner Eigenschaft als König von Hannover entschlossen, dem gegebenen
Worte treu zu bleiben. Ec versammelte 30,000 Hannoveraner in Nord-
deutschland, wurde aber durch ein französisches und preußisches Heer
eingeschloffen und zu einem Vertrage genöthigt, in welchem er sich ver-
pflichtete, der Königin von Ungarn keinen weitern Beistand zu leisten.
Der Kurfürst von Baiern drang bis 12 Stunden von Wien vor
und ließ die Kaiserstadt zur Uebergabe auffordern. Dann aber wandte
er sich nach Böhmen und ließ sich am 19. December 1741 in Prag
als König von Böhmen huldigen. Aber während er sich in diesem
Prunke gefiel, hatte Maria Theresia schon am 11. September auf dem
Schlöffe zu Presburg zu den Ständen von Ungarn gesprochen. Sie
war die Erbin jenes Kaiserhauses, welches seit Jahrhunderten die Rechte
Ungarns und die Freiheiten seiner evangelischen Kirche zu schmälern ge-
strebt hatte. Jetzt rührte die Schönheit und das Unglück der jungen
Frau die Magnaten so, daß sie ihr Treue bis in den Tod gelobten.
Schon im Oktober fanden sich 15,000 berittene Edelleute in Presburg
ein, und zahlreiche Mannschaften strömten herbei. Zwei Heere wurden
gebildet. Mit dem einen rückte Großherzog Franz, der Gemahl der
Königin, in Böhmen ein, mit dem andern eroberte Khevenhüller im
Januar 1742 Oberöstreich wieder. Die Oestreicher drangen auch in
Baiern ein und besetzten München, während am 12. Februar Karl
.Albrecht als Kaiser Karl Vii. (1742—1745) gekrönt wurde.
Friedrich Ii. drang 1742 in Mähren ein, zog sich aber dann
wegen der verstärkten Streitkräfte seiner Gegner nach Böhmen zurück.
Bei Chotusitz (Czaslau) besiegte er den Prinzen Karl von Loth-
ringen. Nach dieser Schlacht war Maria Theresia entschlossen, mit
Friedrich Ii. Frieden zu schließen. Zu Breslau wurden die Prälimi-
narien, zu Berlin der Friede unterzeichnet. Durch diesen Frieden zu
Breslau endigte der erste schlesische Krieg (1740—1742). Fried-
rich erhielt fast ganz Schlesien und die Grafschaft Glatz. Bald
darauf versöhnte sich auch Sachsen mit Oestreich.
Jetzt wurde Böhmen bis auf einige feste Punkte dem Feinde ent-
rissen und die französische Armee unter den Marschällen Broglio und
Belleisle mußte sich nach Prag zurückziehen. Vergebens versuchte
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Extrahierte Personennamen: Maria_Theresia Maria Theresia Friedrichs Eugens Eugens Friedrichs Georg_Ii Maria_Theresia Maria Theresia Franz Franz Karl Karl Karl_Vii Karl Friedrich_Ii Friedrich Karl_von_Loth- Karl Maria_Theresia Maria Theresia Friedrich_Ii Friedrich Oestreich
Extrahierte Ortsnamen: Sachsen Ungarn Niederlande Niederöstreich Krain Neipperg Olmütz Friedrichs Baiern Oestreich Sachsen England Hannover Ungarn Baiern Wien Prag Ungarn Baiern Breslau Berlin Breslau Sachsen Prag
430
Groß-Jägerndorf. Bei Erfurt vereinigte sich das Reichsexecu-
tionsheer unter dem Prinzen von Hitd burghau sen mit einem
vom Prinzen Soubise geführten französischen Heere, während Had-
dick mit 6000 östreichischen Reitern aus Schlesien nach den Marken
streifte und Berlin brandschatzte. Da eilte Friedrich mit einem kleinen
Heer nach Sachsen und vernichtete durch den glorreichen Sieg bei Roß-
bach (5. November 1757) das französische und daß Reichßheer. Mit
seinem siegreichen Heer eilte Friedrich wieder nach Schlesien und erfocht
mit seiner berliner Wachtparade, wie die Feinde das kleine preußische
Heer nannten, bei dem Dorfe Leuth en einen vollständigen Sieg über
das weit überlegene östreichische Heer unter dem Prinzen Karl von
Lothringen.
Dem zwischen Preußen und England zu Westininster abgeschlossenen
Vertrage waren auch Braunschweig, Hessen-Kassel und Gotha
beigetreten. An der Spitze eines Heeres von 40,000 Mann stellte sich
der Herzog von Cumberland, zweiter Sohn Georgs Ii., an der
Weser aus. Ihm entgegen zog vom Niederrhein durch Westphalen der
Marschall d'etrees, ging über die Weser und besiegte bei Hasten-
beck, unweit Hameln (1757), den Prinzen von Cumberland. Dieser
wich immer weiter zurück, öffnete den Feinden den Weg in die Kur-
lande seines Vaters und ging die Konvention von Kloster-Zeven
ein. In derselben versprach er, alle seine Truppen bis auf die Hanno-
veraner aus einander gehen zu lassen, sich mit diesen über die Elbe zu-
rückzuziehen und den Franzosen die bis jetzt besetzten Länder einzuräumen.
Die Konvention wurde zwar weder von England noch von Frankreich
rarificirt, aber die Franzosen blieben im Besitz des Kurfürstenthums
Hannover, besetzten auch Bremen, Braunschweig, Wolfenbüttel und
Hessen-Kassel und erpreßten große Brandschatzungen. Das kleine, in
die nächste Uingebung von Stade zurückgedrängte, hannoversche Heer
ertrug mit Unwillen die unwürdige Stellung, in die es durch seinen
Anführer versetzt war. Da trat der berühmte William Pitt (nach-
mals Graf Chatam) an die Spitze der englischen Verwaltung. Auf
dessen Vorschlag bewilligte das Parlament dem Könige von Preußen
jährliche Hülfsgeldec von vier Millionen Thalern. Auf Empfehlung
Friedrichs Ii. wurde der Herzog Ferdinand von Br aun schweig
zum Oberanführer des durch Engländer verstärkten hannoverschen Hee-
res ernannt. Ferdinand vertrieb die Franzosen aus Hannover und Hes-
sen und folgte ihnen im Sommer 1758 über den Rhein.
Im Jahre 1758 brach Friedrich Ii. in Mähren ein und belagerte
Olmütz; aber er vermochte es nicht einzunehmen, und Mangel an
Zufuhr in dem gebirgigen und feindlichen Lande nöthigte ihn zum
Rückzug. Unter beständigen Kämpfen gelangte er durch einen meister-
haften Rückzug durch Böhmen nach Schlesien. Von hier brach er mit
einem Theil seines Heeres gegen die Russen auf, welche Preußen, Pom-
mern und die Neumark überschwemmt hatten und furchtbar verwüsteten.
In der blutigen Schlacht bei Zorndorf wurden die Russen geschlagen
und zurückgedrängt. Von der Neumark eilte Friedrich Ii. nach Sachsen,
um seinem von Daun bedrängten Bruder Heinrich Unterstützung zu
bringen. Auf die Nachricht von Friedrichs Annäherung zog sich Daun
in ein festes Lager bei Stolpen zurück. Er gedachte den König von
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Extrahierte Personennamen: Friedrich Friedrich Friedrich Friedrich Karl_von
Lothringen Karl von_Cumberland Cumberland Friedrichs Ferdinand_von_Br Ferdinand Ferdinand Friedrich_Ii Friedrich Neumark Neumark Friedrich_Ii Friedrich Heinrich_Unterstützung Heinrich Friedrichs
Extrahierte Ortsnamen: Berlin Sachsen Schlesien Dorfe_Leuth England Hessen-Kassel Gotha Georgs Hasten- Hameln England Frankreich Braunschweig Hessen-Kassel Stade Friedrichs Hannover Hes- Rhein Schlesien Sachsen Daun Friedrichs Stolpen
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der Bibel angehalten hatte. Der deutschen und lateinischen Sprache
war Karl frühzeitig mächtig, nicht minder der französischen, zu deren
Gebrauch er sich jedoch nie entschließen konnte. Von den Wissenschaften
beschäftigte er sich am liebsten mit der Mathematik. Ueber alles schätzte
der Jüngling die Wahrheit; auch erlaubten Genüssen gab er sich nur
mit Mäßigung hin. In ritterlichen Uebungen ward er von Keinem über-
troffen, und seit er als elfjähriger Knabe die Mutter verloren hatte,
folgte er, ein verwegener Reiter, dem Vater auf die Musterplätze und
Bärenjagden. Nach dem Tode seines Vaters wurde Karl von den Stän-
den für mündig erklärt.
Als die Nachricht erscholl von den Rüstungen der drei feindlichen
Nachbarn, und daß die Sachsen in Livland eingerückt wären, entstand
Bestürzung im schwedischen Reichsrath und man sprach von Unterhand-
lungen und nothwendigen Aufopferungen; aber auf Antrag des Königs
wurde der Krieg beschlossen. Auf der schwedischen Flotte, die durch
englische und holländische Schiffe verstärkt war, segelte Karl gerade auf
Kopenhagen los. Nach einem fruchtlosen Bombardement landete er fünf
Meilen von der Stadt, drang muthig gegen die dänischen Batterien vor,
trieb die fliehenden Dänen nach Kopenhagen und schloß die Stadt ein.
Dem gedemüthigten König Friedrich Iv. blieb nichts übrig, als um Frie-
den zu bitten, und dieser wurde zu Travendahl im August 1700
geschlossen.
Unterdessen hatte der König von Polen und Kurfürst von Sachsen,
August Ii., die Eroberung Livlands versucht. Ein von dem Schwe-
denkönig gekränkter livländischer Edelmann, Rein hold Patkul, hatte
ihm versvrocken, den livländischen Adel auf seine Seite zu bringen, fand
aber bei dem dortigen Adel den erwarteten Anklang nicht. Auch ver-
mochte August Ii. nicht, den polnischen Senat zur Theilnahme am
Kriege gegen Schweden zu bewegen. Das Heer Augusts belagerte Riga,
konnte es aber nicht erobern und mußte wieder über die Düna zurück-
weichen.
Ein russisches Heer von 80,000 Mann war in Esthland eingefallen
und belagerte das von 500 Schweden vertheidigte Narwa. Die Noth
Narwa's trieb Karl Xii. zur höchsten Eile, und mit nur 8000 Mann
rückte er eiligst heran. Als die Russen die Lagerwälle nicht verließen,
erklimmte er (am 30. Nov. 1700) unter der Losung „Gott mit uns"
die Schanzen. Nach einem dreistündigen wüthenden Gefechte war der
Sieg für die tapferen Schweden entschieden. Unter den fliehenden Rus-
sen brach die Brücke über die Narwa, 18,000 lagen auf dem Schlacht-
felde, 30,000 ergaben sich am anderen Morgen.
Während Peter I. und August Ii. in einer persönlichen Zusammen-
kunft sich noch enger vereinigten, blieb auch Karl diesen Winter nicht
müssig. Ansehnliche Verstärkungen aus Schweden kamen in Livland an.
Von Dorpat aufbrechend (1701), beschloß er, bei Riga über die Düna
zu gehen. An dem befestigten linken Ufer dieses Stromes standen die
Sachsen, durch 19,000 Russen verstärkt. Mit dem Rufe: „Bnrsche, nun
sind wir hier, Gott wird uns weiter helfen!" führte er seine Schweden
gegen die Schanzen, aus welchen Sachsen und Russen geworfen wur-
den. Die Folge war die Besetzung von ganz Kurland, in welchem Karl
bis zum Spätherbste verweilte. Mietaus Wohlleben lockte ihn nicht;
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Extrahierte Personennamen: Karl Karl Karl Karl Karl Karl Friedrich_Iv Friedrich August August August Augusts Karl_Xii Karl August Karl Karl Karl
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ihm genügte eine Bauernhütte, die er bei strenger Kälte durch glühende
Kugeln Heizen ließ.
Einer polnischen Gesandtschaft, welche Karl um die Räumung Kur-
lands bat, erklärte er seine Absicht, den König August zu entthronen.
Im Januar 1702 drang er in Polen ein. August Ii. verließ mit sei-
nen Anhängern Warschau, um sich mit seinem Heere bei Krakau zu ver-
einigen; Karl Xii. aber zog am 24. Mai 1702 in Warschau ein. Vier
Wochen blieb er in Warschau; dann brach er auf, um August aufzu-
suchen. Bei Klissow wurde das zwiefach stärkere Heer Augusts be-
siegt, das sächsische Lager erbeutet und dann Krakau besetzt. Die wieder-
holten Friedensanträge Augusts wurden von Karl zurückgewiesen.
Ein von August nach Lublin berufener Reichstag (1703) verwarf
die von Karl vorgeschlagene Entthronung Augusts und beschloß die Ver-
mehrung des Kronheeres; aber Mangel an Einigkeit und Furcht vor den
Schweden vereitelten die Ausführung dieser würdigen Beschlüsse. Karl
aber schlug die Sachsen bei Pultusk und erzwang in Thorn, Danzig,
Elbing hohe Brandschatzungen. Indeß war August nach Sachsen ge-
gangen, und der Kardinal Primas Radziejowsky, sein heftigster Gegner,
benutzte seine Abwesenheit, um einen Reichstag nach Warschau zu,be-
rufen (1704). Auf demselben wurde der Beschluß gefaßt, August habe
durch seine ungerechte Eröffnung des Krieges, gegen den Willen der
Republik, den Thron verwirkt; man könne ihn daher nicht länger für
einen rechtmäßigen König anerkennen.. Es frug sich nun, wen sollte
man zum König wählen. Die Augen richteten sich auf die Söhne des
berühmten Johann Sobiesky; allein August ließ die beiden älteren,
die sich zu Ohlau bei Breslau aufhielten, durch sächsische Reiter über-
fallen und gefangen nach der Pleißenburg bringen, und der dritte Sohn
Sobiesky's schlug die Krone aus. Nach langen Streitigkeiten versam-
melte sich endlich der polnische Adel behufs der Königswahl in der Nähe
von Warschau, und hier wurde unter dem Einfluß des schwedischen
Königs Stanislaus Leszinsky, der Kronschatzmeister und Woiwode
von Posen, zum König gewählt. Er war ein Mann in der Blüthe der
Jahre und erfreute sich wegen seiner Tapferkeit und der Reinheit seiner
Sitten der Achtung aller Besseren seines Volkes.
Bei August Ii., der wieder nach Polen gekommen war, fanden
sich nicht nur russische Gesandte, sondern auch ein Theil der polnischen
Magnaten ein. Ein wieder frisch verstärktes Heer und ein tüchtiger
General, Schulenburg, berechtigten ihn, noch nicht ganz die Hoff-
nung aufzugeben. Karl ließ in Warschau dem Stanislaus 900 Mann
zur Bedeckung zurück und wandte sich mit dem Heere nach Lemberg.
Die Stadt wurde erstürmt und mußte 300,000 Thaler Brandschatzung
zahlen. Den Zug Karls nach Lemberg hatte August schnell benutzt, um
sich mit seiner Macht aus Warschau zu werfen, das sich sogleich ergeben
hatte. Schnell eilte Karl gegen Warschau heran, August verließ dasselbe
wieder und das sächsische Heer wurde bis zur schlesischen Grenze ge-
drängt (1704).
Das Jahr 1705 verging Karln größtentheils unter verdrüßlichen
Streitigkeiten mit den polnischen Großen. Mitten im Winter (Januar
1706) brach Karl nach Litthauen auf, trieb das russische Heer biß
hinter den Dniepr zurück, folgte ihm durch die Sümpfe und erstürmte
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Extrahierte Personennamen: Karl Karl August August Karl_Xii Karl August Augusts Augusts Karl Karl August Karl Karl Augusts Karl August Primas_Radziejowsky August Johann_Sobiesky Johann August Stanislaus_Leszinsky August Schulenburg Karl_ließ Karl Karls August Karl Karl August Karl Karl
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die Engpässe Vo lhyniens. Vor den Thoren von Kiew sah man
schwedische Reiter. Von Volhynien wandte sich Karl nach dem Westen
zurück, ging bei Steinau in Schlesien über die Oder und nahte den
Grenzen von Kursachsen.
Ein allgemeiner Schrecken ergriff die Einwohner des Kurstaates.
Die königliche Familie floh ins Ausland, die Kostbarkeiten Dresdens ret-
tete man aus den Königstein. In der besten Ordnung rückte Karl nach
Meißen und zog dann über Grimma nach Altranstädt. Hier blieb er
mit einem Theile des Heeres, während der General Meyerfeld mit
dem andern in der Nähe von Dresden stand. In Altranstädt kam
der Friede zu Stande (1706). Der Kurfürst verzichtete auf den polni-
schen Thron, entsagte dem Bunde mit Rußland, verstattete dem schwe-
dischen Heere den Winteraufenthalt in seinem Kucstaate, lieferte Patkul
aus und ließ die Brüder Sobiesky frei.
Ein volles Jahr verweilte Karl Xii. in Sachsen und kleidete und
besoldete sein Heer auf Kosten des Landes. Erst nn August 1707 trat
er den Rückmarsch an, tim nun seinen dritten Feind, Peter I., zu be-
kämpfen. Im Anfange des Jahres 1708 setzte er über die Weichsel
und rückte gegen Grodno vor, wo sich Peter selbst befand. Das ruf.
sische Heer zog sich zurück, und Peter begab sich nach Petersburg. Karl
zog in die Gegend von Wilna und setzte dann über die Beresina.
Moräste und ausgetretene Flüsse schienen das weitere Vordringen un-
möglich zu machen; aber Karl sprang selbst immer zuerst bis an die
Brust ins Wasser, um seinen Leuten das Beispiel zu geben. Endlich
erreichte er den General Scheremetow, der sich bei der Stadt Ho-
lowzin am Flusse Bibitsch aufs Beste verschanzt und vor sich den
Fluß und Moräste hatte. Die Schweden wateten, der König voran,
unter dem fürchterlichsten Kanonenfeuer durch den Fluß und die Mo-
räste, und nachdem siebenmal ihre Angriffe zurückgeschlagen waren,
krönte der Sieg ihre Beharrlichkeit und die Russen flohen. Karl ver-
folgte die Fliehenden bis Mohilew, setzte über den Dniepr und drang
bis in die Nähe von Smolensk vor. Hier ließ er sich durch den al-
ten ehrsüchtigen Hetmann der Kosacken, Mazeppa, verleiten in die
Ukraine zu ziehen. Mazeppa war bisher dem Zar zinsbar gewesen,
wünschte aber sich in den unbeschränkten Besitz seines Gebietes, der
Ukraine, zu setzen und hoffte dieses mit Hülfe Karls Xii. auszuführen.
Er bot dem Könige eine Hülfe von 30,000 Mann und Lebensunterhalt
im Ueberfluß für seine Truppen an, wenn dieser in die Ukraine ziehen
und dort sich mit ihm vereinigen wolle. Karl ging auf diesen Antrag
ein. Aber ungeheure Waldungen und wüste Steppen hemmten das
Vordringen; die Wege wurden immer abscheulicher; Menschen und Vieh
erlagen den ungeheuren Beschwerden, und eine Menge Kanonen mußte
man in den Morästen stecken lassen. Der General Löwenhaupt, der in
Livland stand, hatte von Karl den Befehl erhalten, mit 11,000 Mann
zu ihm zu stoßen und ihm Lebensmittel und Kleidungsstücke zuzuführen.
Aber von einem überlegnen russischen Heere sechsmal in drei Tagen wü-
thend angegriffen, hatte Löwenhaupt die Hälfte seiner Mannschaft ver-
loren, seine tausend mit Kriegsbedürfnissen beladenen Wagen in Brand
gesteckt, 17 Kanonen zurückgelassen und konnte sich erst im Oktober mit
dem König vereinigen. Auch Mazeppa gelang es nicht, die Kosacken
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Extrahierte Personennamen: Kiew Karl Karl Karl Meyerfeld Karl_Xii Karl August Peter_I. Peter Peter Karl Karl Karl Karl Scheremetow Karl Mazeppa Karls Karl Karl Karl Mazeppa